Hupen, Füße und Gemüse

Ich gebe zu: Ich hab die Steuerunterlagen immer noch nicht rausgesucht. Aber nein: das wird nicht der Punkt, den ich von meiner Urlaubsliste streiche. Die Hupe ist es, die ich bis nach dem Urlaub streichen muss – mein Schrauber hat jetzt auch mal zwei Wochen frei und so muss es entweder die Lichthupe tun oder ich muss derweilen das Fenster runterkurbeln und “He, fahr endlich!” oder “Hast Du keine Augen im Kopf!” den beteiligten Verkehrsteilnehmern zuschimpfen. Erwähnte ich, dass mein alter Lupo natürlich keine Zentralverriegelung hat? Ich müsste also wirklich kurbeln. Aber bis ich damit fertig wäre, sind sicher alle längst weg. Ok. Dann werde ich eben weder hupen noch aus dem Fenster fluchen. Geht bestimmt auch.Apropos gehen: Ein Spontan-Termin bei der Pediküre war einer der Gründe dafür, warum der Steuerstapel immer noch nichts (es ist schon wieder fast drei) von mir gesehen hat. Während der kompletten Stunde, in der der nette, junge Asiate an mir gefeilt, geschnippelt, lackiert, massiert, gepeelt hat, habe ich mich gefragt, ob ich ihn jetzt fragen darf, woher er kommt. China oder Thailand – ich war mir nicht sicher. Da er außer “Fuß rein” (ins Fußbad) oder “hoch” (aus dem Fußbad heraus) nicht mehr deutsche Vokabeln kannte, kann ich einen Deutschen mit Integrationshintergrund ausschließen, der mir auf meine Frage vielleicht “aus Castrop-Rauxel” geantwortet hätte. Ich hab ihn trotzdem nicht gefragt, habe meinen Mund gehalten, mich von Ricky Martins-Latin-Pop auf dem YouTube-Screen beschallen lassen und – auf meinem Pediküre-Thron sitzend – ihn dabei beobachtet, wie er mit seinen vielleicht Mitte 20 meine Füße aufhübscht. Dabei befiel mich der Gedanke, dass der sicher auch andere Pläne im Leben hatte als in Deutschland den Ladys die Nägel zu stutzen und die Hornhaut von der Ferse zu fetzen. (Und es haben ja auch nicht alle so schöne Füße wie ich 😉, wie Ihr seht). Deshalb ist mein Trinkgeld für seine wirklich hervorragende Arbeit auch etwas üppiger ausgefallen, in der Hoffnung, dass er was zurücklegt oder sich sein Leben hier wenigstens irgendwie nett macht. Ich weiß, ich kann nicht die Welt retten, aber in solchen Momenten würde ich es gerne.Apropos Welt retten: Meine Obst- und Gemüse-Welt hat heute und morgen und übermorgen endlich mal wieder Böhmer’s Regional Saisonal Lecker in Nippes gerettet. Die Möhren werden ein Möhren-Nuss-Muß werden, zu den bunten Tomaten braucht’s noch eine schöne Burrata. Die reifen, geschmackvollen Erdbeeren sowie schwarze Johannisbeeren und Sauerkirschen kommen in den Rumtopf, den ich morgen ansetzen will. So kann ich den Geschmack des Sommers ein bisschen in den Winter mitnehmen. Und kein Alkohol ist ja auch keine Lösung. Ich geh dann mal Rum kaufen. Und dann zum Steuererklärungs-Stapel. Ach ja… wäre der Rumtopf doch schon fertig. Dann wäre Vieles leichter…